Die Christuskirche im Wandel
Wie viele unserer Gemeindeglieder mag auch ich gerade die Schlichtheit der Christuskirche. Die gründet zum einen in ihrem Ursprung als Kirche des früheren Kapuzinerklosters, zum anderen auch in ihrer weiteren Geschichte. 1674 bis 1677 von den Kapuzinern als Klosterkirche gebaut, in der Säkularisation entweiht und in mehrere Teile unterteilt als Scheunen verkauft.
Ab 1855 wurden diese Gebäude von den evangelischen Christen in Neumarkt Stück für Stück wieder als Kirche in den Dienst genommen. Der Kirchenraum wurde dabei immer wieder umgebaut und neugestaltet.
Die gegenwärtige Gestalt des Altarraums geht auf die 1930er Jahre zurück. Sie ist unter anderem bestimmt von der Art wie das Abendmahl damals verstanden und gefeiert wurde: Auf der zweiten Stufe von oben knieten die Gläubigen auf Kniebänken und empfingen die Hostie und den Wein aus den Händen des Pfarrers. Das Abendmahl war seinem Charakter nach etwas sehr Individuelles, der Gläubige kniet vor seinem Erlöser. Auch wenn andere dabei sind und neben ihm knien, spielte der Gedanke der Gemeinschaft eine untergeordnete Rolle. Die Feier des Abendmahls war auf wenige Gelegenheiten im Jahr beschränkt, häufig nur Karfreitag und Buß-und-Bettag.
Diese Art zu feiern hat die Gemeinde hier in der Christuskirche bereits vor vielen Jahren aufgegeben: ein Tischaltar wurde angeschafft und steht seither beim Abendmahl vor den Stufen des Wandaltars.
Seit dieser Entscheidung betont die Gemeinde in der Christuskirche in der Art, wie sie feiert, den biblischen Charakter des Abendmahls als Gemeinschaftsmahl und als Symbol der himmlischen Freude in der Gemeinschaft mit Gott.
Im Rahmen der Sanierung der Bausubstanz und Neugestaltung bietet sich nun die Möglichkeit, solche Entscheidungen, die die Gemeinde in ihrer Praxis vor Jahren schon vollzogen hat, in die Gestaltung des Kirchenraumes zu überführen. Die Generationen vor uns haben ihre Gottesdienstpraxis in der Gestaltung der Christuskirche ausgedrückt. Nach gut 80 Jahren ist es wieder an der Zeit, darüber nachzudenken, welche Gestalt unser Kirchenraum heute braucht, damit er dazu passt, wie wir als evangelische Gemeinde aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen heute und morgen Gottesdienst feiern.
In diesem Sinn machen wir uns mit dem bald scheidenden und mit dem neu zu wählenden Kirchenvorstand auf den Weg des Nachdenkens, damit wir uns und den kommenden Generationen eine einladende Christuskirche für schöne Gottesdienste gestalten können.
Michael Murner